Eigentlich ist es ein Fehler, das DoubleEye zu erwähnen oder gar auch noch Werbung dafür zu machen. Denn meistens ist hier Schlangestehen angesagt, oft sogar bereits einige Meter vor der Türe. Aber das hat seinen Grund. Der Inhaber, Arno Schmeil, studierter Bauingenieur und mehrfacher Sieger bei diversen Barista-Wettbewerben – einige seiner Trophäen zieren die Wand hinter dem Tresen, setzt auf Kaffeeprodukte italienischer Machart. Sämtliche Kaffeegetränke durchlaufen hier eine Siebträgermaschine. Jahrelang trohnte hier eine Faema E61 auf dem Tresen, inzwischen wurde sie von einer La Marzocco GB/5 abgelöst.
Das DoubleEye ist ein „Kaffeeladen“ im besten Sinne. Hier kann man Espressobohnen kaufen und wird – falls jemand von dem meist dreiköpfigen Baristateeam hinter der Theke neben dem Kundenansturm mal Zeit hat – fachgerecht beraten. Außerdem – natürlich – kann man hier hervorragend zubereitete Kaffeegetränke genießen. In den drei Mühlen befinden sich je ein entkoffeinierter Kaffee, außerdem noch zwei Sorten mit Koffein, einer davon immer milder geröstet, der andere kräftiger. Die ausgeschenkten Sorten wechseln wöchentlich und sind fast immer Sorten, die man auch im Laden käuflich erwerben kann, in Quanten zu 250, 500 und 1000 g, auf Wunsch auch gemahlen. Eine Ausnahme: In letzter Zeit ist die mildere Sorte meistens eine Hausröstung, die gibt es nicht käuflich zu erwerben, sondern nur im Ausschank. Die anderen Sorten sind hauptsächlich italienischer, spanischer oder portugiesischer Herkunft.
Auch für sehr gut ausgeführte Latte Art ist das DoubleEye berühmt. Etliche Baristi, die inzwischen eine eigene Kaffebar oder ein Café eröffnet haben, sind hier „in die Lehre“ gegangen. Für mich persönlich ist das DoubleEye die „Quelle“; hier habe ich begonnen mich geschmacklich zu orientieren, hier habe ich viele meiner langjöhrigen Lieblings-Espressosorten zum ersten mal getrunken und kaufe sie auch regelmäßig als Bohnen. Hier gehe ich immer wieder hin, um mich espressomäßig „einzunorden“. Aber auch von der Preisgestaltung ist das DoubleEye sehr moderat. Bis vor einigen Monaten kostete hier der Espresso noch sensationelle 77 Cent! Aber auch nach dem „Relaunch“ ist der Preis mit 1 Euro noch sehr moderat.
Heute habe ich hier wieder einmal die Hausröstung gewählt. Untypisch für das sonstige Angebot, weil ein Single Origin Arabica-Kaffee mit sehr fruchtigen Noten. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass die Crema bereits nach weit weniger als einer Minute nicht mehr geschlossen war – ein sehr untypisches Bild für das DoubleEye. An sich werden hier immer Maßstäbe für Crema gesetzt. Aber auch Arno Schmeil bleibt nicht bei der italienischen Tradition stehen, sondern orientiert sich an der „3rd Wave“ und experimentiert bei seinen Röstungen. Mir persönlich hat die Hausröstung heute sehr gut geschmeckt. Eine deutliche, fruchtige Säure, die sich allerdings gut in den schokoladigen Grundton einpasst. Beides, also Säure und Schokolade, bleibt auch später noch angenehm auf der Zunge.
Mein Fazit: Das DoubleEye ist in Sachen Espresso ein absolutes Muss in Berlin!
2 Kommentare
Es gibt ein kleines feines neues Cafe in Schöneberg. In der Goltzstraße 34, „Mi Onda“. Der Besitzer hat früher unter anderem im Double Eye gearbeitet und sich jetzt selbst ständig gemacht. Kann man nur empfehlen.
Danke für den Tipp! Den Laden werde ich mir mal bei nächster Gelegenheit zu Gemüte führen.